Auf der diesjährigen IFAT – der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft – war das Thema Kreislaufwirtschaft in aller Munde. Sie soll dazu beitragen, sowohl der Klimakrise als auch dem Rohstoffmangel in weiten Teilen der Welt entgegenzuwirken. Diese Schlüsselfunktion im Kampf gegen die Erderwärmung wird in den nächsten Jahren durch Innovationen, die Weiterentwicklung und den Ausbau weiter vorangetrieben werden.
Darüber war man sich nicht nur auf der Messe in München einig, sondern auch im Mittleren Osten. Das mit reichen Ölreserven gesegnete Königreich Saudi-Arabien ist extra nach München gereist, um seine kürzlich beschlossene Kehrtwende hinsichtlich Ressourcennutzung und Abfallwirtschaft zu verkünden. Gleichzeitig wurde nach den geeigneten Partnerschaften für die Umsetzung gesucht.
Neue Kooperationen für die Kreislaufwirtschaft
Saudi-Arabien plant, seinen Umgang mit Müll bis zum Jahr 2040 völlig neu zu gestalten. Das Königreich will sich von der derzeitigen Wegwerfgesellschaft entfernen, in der nahezu alle Abfälle deponiert werden. In den nächsten 15 Jahren soll daher dank zahlreicher neuer Partnerschaften eine Kreislaufwirtschaft für alle Teile des Landes aufgebaut werden. Was genau geplant ist, haben unsere COSMOnaut*innen auf der IFAT in München erfahren.
Ausgangssituation und Zieldefinition
Von den jährlich anfallenden 107 Millionen Tonnen Müll werden in Saudi-Arabien der-zeit nur 5 Prozent recycelt. Ziel ist es diesen Anteil bis 2040 auf rund 80 Prozent zu erhöhen. Die EU hat mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz bereits ähnliches beschlos-sen: Bis zum Jahr 2035 sollen insgesamt 65 Prozent der Siedlungsabfälle recycelt werden, derzeit sind es rund 50 Prozent.
Zur Förderung der Kreislaufwirtschaft sind in Saudi-Arabien in den nächsten 15 Jahren mehr als 840 Aufbereitungs- und Verwertungsanlagen geplant. Dazu zählen Müll-verbrennungs- und Recyclinganlagen, Kompostwerke und Anlagen für die Aufberei-tung von die Verwertung, für Abbruchabfällen.
Um die Zielerreichung besser koordinieren und überwachen zu können, wurde das Land in 25 regionale Cluster eingeteilt. Für jeden Cluster soll die passende Lösung ge-funden werden, wodurch sich zahlreiche Investitionsmöglichkeiten ergeben. Dabei spielen vor allem die fünf größten Städte eine bedeutende Rolle. Beinahe 60 Prozent des gesamten Müllaufkommens fällt hier an. Allein die Hauptstadt Riad mit ihren mehr als sechs Millionen Einwohnern ist für rund ein Viertel der entstandenen Abfälle im Land verantwortlich.
Datengetriebener Fortschritt
Neben der Kreislaufwirtschaft haben die Verantwortlichen in Saudi-Arabien ein weiteres Trendthema erkannt: die Digitalisierung! Um die Ziele in allen Regionen zu erreichen, soll eine nationale Datenbank für den Abfallwirtschaftssektor aufgebaut werden. Darin werden dann Kennzahlen aus dem ganzen Land zusammenfließen, um etwa bei der strategischen Planung zu unterstützen, Trends in Abfallerzeugungsmustern aufzuzeigen oder Engpässe vorauszusehen. Darüber hinaus wird der Fortschritt bei der Erreichung strategischer Ziele ganzheitlich gemessen.
Europäische Abfallunternehmen setzen bereits auf ERP-Systeme, die ihnen helfen, eine Vielzahl an Aufträgen und große Abfallmengen effizient und nachhaltig abzuwickeln. Ob Saudi-Arabien auf ein einziges, zentrales ERP-System für das ganze Land oder auf eine Vielzahl an Systemen für jeden einzelnen Cluster setzen wird, ist noch nicht bekannt. Klar ist hingegen, dass die Kreislaufwirtschaft in den nächsten Jahren auch in Saudi-Arabien Einzug finden wird und Digitalisierung dabei eine zentrale Rolle spielt.
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