TrenntWende - Das war die österreichische Abfallwirtschaftstagung 2018

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Datum: 
02.05.2018
Von 
Martina Österreicher
Inhaltsverzeichnis

Von 17. bis 18. April fand heuer die Österreichische Abfallwirtschaftstagung im Congress Salzburg statt. Unter dem Titel „TrenntWende“ gab es zwei Tage lang Vorträge zu den Themen Abfalltrennung, Kreislaufwirtschaft, EU-Recyclingziele, Ökodesign und Trenntechniken.

TAG 1

Den Beginn stellte ein Festvortrag zum aktuellen Thema „Antriebstrends: Bleibt der Diesel wettbewerbsfähig?“ von Dr. Johannes Kirchhoff.
Dies unter der Betrachtungsweise, dass große Abfallwirtschaftsunternehmen LKW-Fuhrparks besitzen, welche zu fast 100 % Dieselantrieb aufweisen. Nur etwa 4 % der LKWs im gesamten Güterverkehr fahren mit alternativen Antriebsmethoden. Je kleiner und leichter das Fahrzeug ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es von einer alternativen Methode angetrieben wird. Allerdings nimmt auch in der kleinsten Gewichtsklasse der Dieselantrieb zu und verdrängt gesamt gesehen immer mehr den Benzinmotor.

Mehrere Faktoren für einen Weg weg vom Diesel spielen hier eine Rolle. Verfügbarkeit, technologische Reife, Nutzerkosten, lokale Emissionen und zu guter Letzt natürlich auch die persönlichen Präferenzen.

Die fossilen Antriebsarten haben über die Jahre ihre Berechtigung in der Mobilität geschaffen und dies unabhängig voneinander. Allerdings auf Grund der steigenden Anforderungen und rechtlichen Rahmenbedingungen zur Luftreinhaltung, durch etwa verschärfte Grenzwerte und selbstaufgelegten Klimazielen, müssen mögliche Trendwenden analysiert und diskutiert werden.

Herr Dr. Kirchhoff hat hier 3 mögliche Trends vorgestellt:

  • Trend 1: Neue Antriebs- und Fahrzeugtechnologien, insbesondere Batterieelektrische und Brennstoffzellenelektrische Antriebe, Durchbruch mobile elektrische Speicherung
  • Trend 2: Fortführung der effizienten Verbrennungstechnologie des Diesels, Designkraftstoffe, Gas aber auch Weiterentwicklung der noch ungelösten „mobilen elektrischen Speicherung“
  • Trend 3: Ersatz von Verbrennungsmaschinen durch die Elektromaschine, zufriedenstellende wirtschaftliche Lösung der mobilen Speicherung

Ich persönlich glaube, dass sich im städtischen Nahverkehr die E-Mobilität durchsetzen wird. Ich vermute dies auch in der Abfallwirtschaft, da diese erstens auch im urbanen Umfeld ihr Einsatzgebiet hat und zweitens ebenso ein Stopp-and-Go-Fahrverhalten z.B. bei der klassischen Containersammlung aufweist. Ich denke allerdings, dass für den Fern- und Lastenverkehr der Diesel weiterhin die Antriebsart bleiben wird und hier eine Trendwende noch nicht in Sicht ist.

Im nächsten Themenblock ging es um „Abfalltrennung und Recyclingoptimierung: Entwicklungen in Deutschland“ von Dr. Helge Wendenburg, BMUB Deutschland.

Dieser Vortrag war für mich deshalb sehr bereichernd, da hier zwei Aussagen getätigt wurden, die ich voll und ganz unterstütze und als positive Entwicklung sehe:

  • Nutzen statt Besitzen!
  • Recycling muss bereits beim Produkt beginnen!

Bis 2030 soll nur noch recyclingfähiges Plastik hergestellt und in Umlauf gebracht werden. Was dem Erreichen einer 65 %igen Recyclingquote bei Verpackungen entgegenkommen würde.

Hier gab es ebenso einen Blick auf das EU Kreislaufwirtschaftspaket welches nicht nur der Wirtschaft hohe Ziel setzt. Schon jetzt müssen im europäischen Raum 22,5 % der Kunstoffverpackungen recykliert werden. In Österreich werden bereits 34 % erreicht. Im Jahr 2030 sollen es für Österreich 50 % von allen Kunstoffprodukten sein. Dies bedeutet einen Ausbau von Anlagen und es muss bereits am Beginn der Wertschöpfungskette auf ein später folgendes Recycling geachtet werden. Ökodesign ist hier das Schlagwort für nachhaltige Produkte. Die Materialen müssen intelligent designt, nach dem Gebrauch bestmöglich gesammelt, sortiert und verwertet werden können. Ebenfalls ist eine Schadstoffreduktion aus Recyklaten während des Recyclingprozesses hier anzustreben.

Um die künftigen Recyclingziele erreichen zu können, muss darüber hinaus die Nachfrage nach Sekundärkunststoffen und dazu der Einsatz von hochwertigen Rezyklaten massiv gesteigert werden. Daher müssen Maßnahmen gegen Maritime Litter gesetzt werden. Bisher war die Produktion des Produktes billiger, als Recyklate aufzubereiten um diese im Produktionsprozess einzusetzen.

Während in Skandinavien wieder vermehrt auf Reparatur von Altprodukten umgedacht wird, kann das Ziel von Ressourcenschonung nur gemeinsam erarbeitet werden. Durch Recycling, Reparatur, Wiederverwendung und nachhaltiger Produktion. Hier müssen Hersteller, KonsumentInnen sowie Gemeinden und Verbände gemeinsam am Ziel arbeiten.

TAG 2

Der zweite Tag der Abfallwirtschaftstagung stand ganz im Zeichen der neuen EU-Recyclingziele, dem Ökodesign sowie den Möglichkeiten und Grenzen der Trenntechnik.

Herr Hon.-Prof. Dr. Christoph Scharff von der ARA AG bestätigte ebenfalls, dass es künftig einen kombinierten Ansatz zwischen einem intelligenten Produktdesign und einem festgesetzten Einsatz von Rezyklaten geben muss. Mit der Initiative „ARA Circular Design“ verbindet die ARA das „Design for Recycling“ mit dem „Design from Recycling“. Unternehmen sollen so bereits bei der Verpackungsgestaltung dazu angehalten werden, wertvolle Ressourcen zu sparen. Auch im neu geschaffenen ARA Innovation Space stehen alle Zeichen auf „Circular economy“. Dieser Rahmen soll es einem multidisziplinären Team aus Studenten, Wissenschaftlern, Kreativen sowie Unternehmern ermöglichen, gemeinsam neue Ideen und Konzepte für eine Kreislaufwirtschaft zu entwickeln, kritisch zu diskutieren und voranzutreiben.

Die Verbindung zwischen einem durchdachten Ökodesign und einer Kreislaufführung, im Sinne eines nahezu vollständigen Einsatzes von Sekundärrohstoffen, bildet eine angemessene Trenntechnik. Herr Univ.-Prof. DI Dr. Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben beleuchtete in seinem Vortrag die Grundlagen, Herausforderungen und Chancen der Trenntechnik in der modernen Abfallwirtschaft.

„Was nicht drin ist, kann auch nicht abgetrennt werden“ – dieser einfache Grundsatz erscheint trivial, wird aber oftmals in der Praxis ignoriert. Neben dieser Grundvoraussetzung gibt es eine Reihe weiterer Anforderungen, damit Stoffe getrennt werden können:

  • Um eine technische Trennung zu ermöglichen, muss ein physikalischer Unterschied zwischen den Partikeln vorliegen.
  • Die Partikel müssen erkannt und eindeutig einer Fraktion zugerechnet werden können. Gerade bei Agglomeraten und Verbunden ist dies nicht immer realisierbar.
  • Für eine optimale Trennung ist die Vereinzelung essentiell und funktioniert nur, wenn sich die zu trennenden Partikel nicht negativ beeinflussen.

Natürlich drängt sich die Frage auf, warum wir denn überhaupt den Abfall trennen?

Nun ja, die Frage ist ganz einfach: der Abfall von heute sind die Ressourcen von morgen. Im Abfall sind viele wertvolle, aber auch schädliche Stoffe, die sorgfältig abgetrennt werden müssen. Außerdem soll mittels moderner Trenntechnologien ein Endprodukt hergestellt werden, das den Ansprüchen der Zielmärkte entspricht und zu guter Letzt den Primärrohstoffen vorgezogen werden kann. Dadurch werden nicht nur Abfälle intelligent verwertet, es findet überdies eine Ressourcenschonung statt.

Die Montanuniversität Leoben kann stetig Forschungsbeiträge im Bereich der Trennverfahren zur Sekundärrohstoffaufbereitung verzeichnen. Im Projekt „Plastic Reborn“ wird überprüft, wie hochreine Polyolefinkonzentrate mittels einer nass-mechanischen Aufbereitungsanlage rückgewinnbar sind und ob sie für ein rohstoffliches Recycling technisch und wirtschaftlich in Frage kommen. Einen weiteren spannenden Ansatz bildet das Projekt „Rewaste 4.0“, welches die Kommunikation zwischen Abfall-Qualität und Anlagen-Performance in den Mittelpunkt rückt. Im Sinne von „Digital Networking“ soll es gelingen, sowohl den Input als auch den Output mit Sensoren zu detektieren, diese Informationen an die Maschine zurückzusenden und aufgrund der Zusammensetzung, Beschaffenheit sowie anderer Parameter die Einstellungen der Maschine zu ändern.

Nichtsdestotrotz stößt auch die getrennte Sammlung irgendwann an ihre Grenzen und für eine optimierte Trennung bedarf es des Beitrages des wichtigsten Trennwerkzeuges - des Menschen!

Dies bringt uns auch schon zum nächsten Thema der Tagung – Trennen wir? Wir trennen!

Glaubt man der Selbsteinschätzung der BürgerInnen, dann sind wir bereits die „heroes“ der Mülltrennung. Die Mehrheit der Bevölkerung gibt an, Mülltrennung als ihren wichtigsten Beitrag zum Umweltschutz zu klassifizieren. Dabei überwiegen altruistische Gründe wie Recycling, der Schutz der Natur oder Ressourcenschonung. Diverse Restmüllanalysen bestätigen indes, dass die Fehlwürfe der letzten Jahre nahezu konstant geblieben sind – in der Selbstwahrnehmung der Bürger und Bürgerinnen muss also etwas schief laufen!

Auch in diesem Bereich geht’s in der Forschung innovativ her – durch moderne Sensorik soll es künftig gelingen, direkt während der Entleerung den Restmüllbehälter auf Wert- und Störstoffe zu untersuchen. Diese Informationen können direkt an die BürgerInnen zurückgemeldet und in Echtzeit der Beitrag zum Umweltschutz aufgezeigt werden. Indem das Handeln jeder und jedes Einzelnen sichtbar wird, kann ein verbessertes Trennverhalten indiziert und ein positiver Wettbewerb erzeugt werden. 

Wie man sieht bleibt es in allen Bereichen der Abfallwirtschaft sehr spannend. Interessante und aktuelle Themen der Branche wurden auf der diesjährigen Tagung vorgestellt, ebenso wie die Herausforderungen und Trends der Zukunft aufgezeigt. Wir von der COSMO CONSULT bleiben dran und werden Themen wie Nachvollziehbarkeit und Zusammensetzung des Materialflusses, Gebührenmodelle und neue rechtliche Rahmenbedingungen ebenso wie Anforderungen an Auswertungen im Bereich Recyclingziele und -quoten in das Design unserer Branchenlösung COSMO envrionmental services einfließen lassen.

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Martina Österreicher

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Von Martina Österreicher

Martina ist Senior Consultant für COSMO Environmental Services, als Solution Architect in internationalen Abfall- und Recyclingprojekten aktiv und Team Managerin im Environmental Consulting Team.