Gefährliche Stoffe und Gemische erfordern in der betrieblichen Praxis eine hohe Aufmerksamkeit und unterliegen einer Vielzahl von gesetzlichen Regelungen. Unter Effizienzgesichtspunkten erfüllt ein ganzheitliches Gefahrstoffmanagement am ehesten die komplexen Anforderungen.
Viel zu beachten – trotz Harmonisierung
Weltweit wird eine einheitliche Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von chemischen Stoffen und Gemischen angestrebt, um ein einheitliches Schutzniveau hinsichtlich der Gefahren, bei der Handhabung und beim Transport zu erreichen.
Wichtige Informationen über die sichere Handhabung, mögliche Gefährdungen und Maßnahmen zu deren Vermeidung sind als Sicherheitsdatenblatt (SDB) für gefährliche Stoffe oder Gemische mit gefährlichen Inhaltsstoffen bereitzustellen. In Europa sind die Anforderungen an das Sicherheitsdatenblatt in der REACH-Verordnung geregelt. Das Erstellen solcher Datenblätter ist durchaus aufwendig. In 16 Abschnitten werden die unterschiedlichen Fakten zur Produktsicherheit aufgeführt, wie z. B. die GHS-Kennzeichnungen und Inhalte von Expositionsszenarien. Hinzu kommt, dass die Datenblätter in der Amtssprache des jeweiligen Landes zu verfassen sind. Darüber hinaus sind regionale Besonderheiten wie nationale Arbeitsplatzgrenzwerte zu berücksichtigen.
Nahtlos integriert in die Materialwirtschaft
Es ist naheliegend, ERP-nahe Applikationen einzusetzen, um solche Anforderungen zu erfüllen. Tatsächlich entfaltet ein System für Gefahrstoff- und Gefahrgutmanagement (GSM) seinen Nutzen erst dann vollständig, wenn es in das ERP-System integriert ist. So können in der Produktion, im Lager oder bei der Auftragsabwicklung die entsprechenden Gefahrstoffinformationen bereitgestellt werden.
Beispielsweise ist bei einem Verkaufsauftrag im ERP-System hinterlegt, in welche Region die Lieferung geht. So können die für die Region spezifischen Produktsicherheitsinformationen in Bezug auf Arbeitsplatzgrenzwerte, Rufnummer von Notrufzentralen oder Besonderheiten wie Wassergefährdungsklassen für die jeweilige Lieferung ermittelt und via E-Mail mit dem angehängten SDB versehen werden. Beim Versand können zusammen mit den Versand- und Gefahrgutbegleitpapieren die passenden Etiketten für die Kennzeichnung gedruckt werden. Ein in das ERP integriertes Gefahrstoffmanagement ermittelt automatisch, ob der Versand als Gefahrguttransport zu deklarieren ist oder aufgrund von Kleinmengen- oder Freistellungsregelungen darauf verzichtet wird.
Derartige Aktionen werden beim Verkaufsauftrag dokumentiert und sind anschließend jederzeit im ERP-System nachvollziehbar. Ohne eine solche Integration ist eine Automatisierung der Transportabwicklung erheblich eingeschränkt. Es geht vor allem um die Zusammenführung folgender Informationen:
- Adressen der Absender
- Adressen der Empfänger
- Transportweg, Transportmodus
- Gefahrguteinstufung
- Liefermengen
- Verpackungsinformationen.
Automatisiertes Aktualisieren bei Gesetzesänderungen
Gesetze und Regelungen rund um die Produktsicherheit ändern sich Jahr für Jahr. Damit ein Gefahrstoffmanagement stets mit den aktuellen Regelungen, Stoffdaten und Textbausteinen (Phrasen) arbeitet, ist eine fortwährende Wartung der Workflows und der Inhalte erforderlich. Idealerweise erfolgt diese Aufgabe durch eine automatisierte Aktualisierung seitens des Herstellers, sodass sich der Anwender auf seine Produkte konzentrieren kann.
Fazit
Es empfiehlt sich ein sorgfältig geführtes und durchgängiges Gefahrstoffmanagement, um die Risiken für Mensch und Umwelt besser zu beherrschen. Als Arbeitgeber haben Betriebe ein besonderes Interesse, die Gesundheitsgefahren für Mitarbeiter zu minimieren. So hilft ein IT-gestütztes GSM, die Gefahren sachgerecht zu beurteilen, Maßnahmen zur Risikominderung in die betrieblichen Prozesse einzubinden und bei Unfällen die notwendigen Informationen schnell und zielgerichtet bereitzustellen.
Ein ins ERP-System integriertes GSM wächst mit den Erweiterungen seitens des ERP-Herstellers. Angesichts der hohen Dynamik neuer Technologien ist entscheidend, welcher Agenda der Hersteller folgt. State of the Art sind heutzutage Cloud-basierte Technologien eingebettet in ein weitreichendes Eco-System, das auf standardisierte Datendrehscheiben für das Internet of Things (IoT) zugreift.